05. Dezember 2024

Wabi-Sabi

Wabi Sabi ( 侘寂 ) ist eine Form von japanischer Ästhetik, dessen Ursprung im Zen-Buddhismus liegt. Diese Art der Ästhetik kann nicht einfach auf Formeln oder Schlagworte reduziert werden. Es handelt sich bei Wabi Sabi nicht um einen zeitlich begrenzten Trend, sondern eher um eine ganzheitliche Einstellung zum Leben. Dazu gehört, das Leben so anzunehmen wie es ist und sich gleichzeitig der Vergänglichkeit von jedem Moment bewusst zu sein. Dahinter steckt die hohe Kunst, die unperfekten, unvollständigen und unbeständigen Dinge des Lebens anzunehmen und damit zufrieden zu sein. Die Wabi-Sabi Philosophie drückt sich in einer Vielfalt an Formen und Farben aus. So zeichnen sich Dekorationen und Gegenstände durch Ihren zurückhaltenden Charakter und Bescheidenheit aus.

Wabi Sabi steht im Gegensatz zu einer lauten Autorität und vermeintlichen Schönheitsidealen in der Gesellschaft. Es beschreibt die grundlegende Essenz des Zen Buddhismus. Die Vergänglichkeit des Seins und Dinge, die eine zeitlose Qualität besitzen, werden bei Wabi Sabi zelebriert. So werden scheinbar unauffällige Kleinigkeiten im Alltag in einem neuen Licht gesehen. Denn genau diese kleinen Dinge sind es, die auch eine unauffällige Präsenz besitzen. Basierend auf dieser Philosophie orientiert sich Wabi Sabi an der Gegenwart und betont das Annehmen von Widersprüchlichkeiten und Uneindeutigkeit. Der unperfekte Fluss des Lebens wird zur Grundlage.

Im 16. Jahrhundert entwickelte sich in Japan durch die Teemeister das ästhetische Prinzip Wabi Sabi. Es kommt dem Bild, was wir als traditionelle japanische Schönheit bezeichnen, am Nächsten. Umfassend kann es eine Form der Lebensführung beschreiben, eng gefasst ist es eine bestimmte Art der Ästhetik, deren Objekte auf den ersten Blick eher schlicht, kunstlos und etwas grob und bäuerlich erscheinen. Wabi Sabi ist geprägt von den Einflüssen der Natur. Der Begriff wird jedoch fast nie in symbolischer oder gegenständlicher Weise verwendet. Im Zentrum dieses Prinzips steht das Zeigen des Unvollkommenen eines Gegenstands. Die Einfachheit aber auch Fehleranfälligkeit von Gegenständen und Dingen steht im Fokus der neuen Anschauung. Die Goldverbindungen des Kintsugi sind ein direktes Produkt der Wabi Sabi-Ästhetik, da diese den Makel und die Vergänglichkeit eines Gegenstandes auf glanzvolle Weise zeigen.

In einer Welt voller Stress, Schnelllebigkeit, unrealistischem Streben nach Perfektion und einem Hang zu materialistischem Reichtum gibt es eine uralte japanische Lebensweise, die genau das sein kann, was wir jetzt brauchen.
Wabi-sabi ist eine elegante Philosophie, die für einen Lebensstil steht, bei dem wir tief mit der Natur verbunden sind und somit besser mit unserem wahren inneren Selbst.
Es erinnert uns daran, dass alle Dinge, auch wir und das Leben selbst, unbeständig, unvollständig und unvollkommen sind. Perfektion ist also unmöglich, und Unbeständigkeit ist der einzige Weg.

Für sich genommen sind Wabi und Sabi zwei verschiedene Konzepte:

Bei Wabi geht es darum, die Schönheit in bescheidener Einfachheit zu erkennen. Wabi beschreibt die Schönheit und Schlichtheit in Simplizismus und in einfachen Dingen. Die konventionelle Suche nach Perfektion und materiellem Besitz führt im Zen Buddhismus zu Unzufriedenheit. Dabei geht es Buddhisten nicht um völlige Askese, sondern darum, einen neuen Blick auf Schönheit und Harmonie zu entwickeln.
Sabi befasst sich mit dem Lauf der Zeit, mit der Art und Weise, wie alle Dinge wachsen, altern und vergehen, und wie sich dies in den Gegenständen schön manifestiert. Es deutet darauf hin, dass die Schönheit unter der Oberfläche dessen, was wir sehen, verborgen ist, selbst in dem, was wir zunächst als kaputt wahrnehmen. Der Begriff Sabi hat seinen Ursprung in der Heian-Zeit und wird mit dem Begriff Patina gleichgesetzt. Es beschreibt das ästhetische Konzept, das den Glanz und die Unvollkommenheit von älteren Dingen mit der Vergangenheit und der Natur in Verbindung bringt. Das Lebensgefühl von Sabi geht auf ein Haiku des bekannten Dichters Matsui Bashō aus dem 17. Jahrhundert zurück. Er betont die Verbindung des Unvollkommenen mit dem Gefühl von Sabishii. Auf Deutsch wird Sabishiii mit Einsamkeit übersetzt.

 

Zusammen bilden diese beiden Konzepte eine übergreifende Philosophie, um das Leben anzugehen: Akzeptieren, was ist, im gegenwärtigen Moment bleiben und die einfachen, vergänglichen Phasen des Lebens schätzen.
Diese uralte Philosophie birgt eine Fülle von Weisheiten in sich. Hier sind fünf dieser Wabi-sabi-Lehren, die dir helfen können, sich von den modernen Kämpfen des schnellen Handelns, des Strebens nach Perfektion und der Jagd nach anorganischen Formen des Erfolgs zu lösen.

 

1. Durch Akzeptanz findet man Freiheit; durch Akzeptanz findet man Wachstum.

 

2. Alle Dinge im Leben, auch du, sind in einem unvollkommenen Zustand des Flusses, strebe also nicht nach Perfektion, sondern nach Vortrefflichkeit.

 

3. Schätze die Schönheit aller Dinge, insbesondere die große Schönheit, die sich unter der Oberfläche dessen verbirgt, was scheinbar kaputt ist.

 

4. Langsam und einfach ist der einzige Weg, um die Freude zu spüren, die es bedeutet, am Leben zu sein.

 

5. Glücklich zu sein bedeutet, genau dort zufrieden zu sein, wo du bist, mit allem, was du bereits hast.