Shodo ist eine der ältesten und eine der am tiefsten verwurzelten traditionellen Kunstformen in Japan. Sie entwickelte sich im 5. Jh n.Chr. und
wird in Japan
bis heute hoch geschätzt. Während ihrer über 3000 Jahre alten Geschichte hat die Welt der Kalligraphie viele verschiedene kalligraphische Stile
und Ausdrucksformen entwickelt.
Shodo ist sowohl auf der künstlerischen als auch auf der ästhetischen Ebene eine sehr angesehene Kunst. Die tiefgreifende Schönheit von Shodo entsteht durch verschiedene Schreibtechniken,
die gekennzeichnet sind durch einen fließenden Pinselstrich und – was ganz wesentlich ist – durch innere Ruhe und spirituelle/seelische/geistige Konzentration. Nun ist Shodo ein japanisches Wort,
das oft als der Weg der Schriftkunst übersetzt wird.
Ich aber bleibe dabei, sie als „Die Kunst der traditionellen japanischen Kalligraphie“ zu bezeichnen.
Shodo wird im Japanischen mit zwei Kanji Zeichen geschrieben (siehe Bild).
Shodo ist eine Kunst, die getrennt von allen anderen kreativen Künsten gesehen werden kann und unterscheidet sich von ihren darin, dass ihr Fokus und Schwerpunkt auf ihre Einfachheit, ihre
Schönheit und vor allem auf der Verbindung von Körper und Geist gesetzt wird.
Zur wahren Kalligraphie kommt man, indem man verschiedene Kunstformen, im Besonderen die des Pinselstrichs, der Formgebung und der Räumlichkeit kombiniert. Das mag einfach
klingen und dem ungeübten Auge geradezu wie ein Kinderspiel erscheinen, die Beherrschung aller dieser Kunstformen und Fertigkeiten kann nur durch langjähriges Üben und beständige Beschäftigung
mit seinem Selbst erreicht werden und außerdem ein hohes Niveau an Spiritualität und ein von Unruhe freies Herz.
Zusätzlich zur regelmäßigen Shodo Praxis lernen wir uns stark zu fokussieren und eins zu werden mit der Bedeutung der Schriftzeichen, die wir kalligraphieren. Das können wir nur, wenn wir unser
Herz und unseren Geist von Unruhe befreien und uns rein auf die Bedeutung des Zeichens konzentrieren. Die Einswerdung mit dem Moment, in dem wir kalligraphieren, ist im Wesentlichen der
philosophische Kernpunkt von Shodo.
Zu den vier Kostbarkeiten der Kalligraphie gehört der Pinsel (Fude), das Papier (Kami), die Tusche (Sumi) und der Reibestein (Suzuri).
Man kann die Tusche mit dem Tuschestein auch selbst machen.
Dies hat eine sehr beruhigende Wirkung.
Die Haltung ist von großer Wichtigkeit!
Wenn man zum Beispiel eine horizontale Linie schreibt, wie 一Ichi „Eins“ ist es wichtig seinen Geist und seine Energie hineinzugeben.
Die Energie sollte vom „Hara“, den Unterbauch, aus nach oben, weiter in den Arm und bis in die Finger fließen. Dann ist es ist ein Gefühl, wie wenn meine Energie als Tusche auf das Blatt fließt.
Wichtig dabei ist die innere konzentrierte Haltung.
Beim Schreiben der Kalligraphie, zum Beispiel一„Eins“ Ichi, sollte ich meine Atmung mit dem Schreiben verbinden.
Wenn ich die Linie一„ Eins“ schreibe, atme ich vorher ein und im Ausatmen schreibe ich die Linie mit voller Konzentration. Bitte aber den Atem nicht anhalten, wenn der Atem kürzer ist, einfach wieder einatmen.