Kintsugi (金継ぎ) steht im Japanischen für Goldverbindungen. Kintsugi ist vielmehr ein Sinnbild für eine innere Haltung. Es handelt sich um eine traditionelle japanische Reparaturmethode, bei der zerbrochene Keramik nicht nur wieder zusammengesetzt, sondern der Riss mit Gold verziert wird.
Die Metapher ist deswegen so passend, weil Sie gleich zwei wertvolle innere Haltungen vermittelt. Zum einen ist es die Abkehr vom Perfektionismus. Hierbei kommt sogar noch ein weiteres japanisches Konzept ins Spiel: wabi-sabi (侘寂). Statt zerbrochenen Vasen, Tassen oder Schüsseln zu entsorgen und zu ersetzen, werden ihre Makel als Einzigartigkeit wertgeschätzt. Gerade in unserer Leistungsgesellschaft sind Fehler nicht erwünscht. Diese mental zu vergolden, schafft einen wertschätzenderen Umgang mit uns selbst.
Zum anderen verdeutlicht diese Metapher, dass Ganzwerdung Zeit braucht. Nach der Tradition ist diese Veredelung des Zerbrochenen ein langwieriger Prozess. Ebenso wie die Heilung nach einer Krise Geduld, Achtsamkeit und Zuwendung braucht, um die „Stress-Narben“ als Auszeichnung zu tragen.
Seltener wird auch der Begriff Kintsukuroi (金繕い) verwendet, was für Goldreparatur steht. Es handelt sich um eine traditionelle Reperaturmethode für Keramik- und Porzellanbruchstücke. Eigentlich werden die Bruchstücke mit Urushi-Lack verklebt und anschließend in mehreren Schichten mit einer Urushi-Kitmasse aufgetragen. Zudem wird feines Pulvergold zur Verzierung der Bruchlinien verwendet. Alternativ wird heutzutage aber auch Silber oder Platin genommen. Es entstehen Dekorationseffekte wie bei klassischen japanischen Streubildern (maki-e).