Hinter diesen Worten steckt eine verborgene Welt möchte man meinen. Eine Welt erfüllt von fremdartiger Energie, die durch Leitungsbahnen (Meridiane) im Körper strömt und so die Tätigkeit des
ganzen Körpers ermöglicht. Auf diesen Energiefluss – und damit auf die Funktion des menschlichen Körpers – haben die sogenannten Vitalpunkte einen Einfluss. Sie können von einem Anwender des
Kyusho Jitsu, oder kurz einfach nur Kyusho, durch Drücken oder leichte Schläge aktiviert werden.
Infolge der Einwirkung kann z.B. eine Karatetechnik in ihrer Wirkung verstärkt, ein Arm taub werden oder der Kreislauf der attackierten Person bis zur Bewusstlosigkeit zusammenbrechen. Aufgrund
dieser enormen Auswirkungen des Kyusho auf den menschlichen Körper ist es unerlässlich zu lernen, wie man die bewirkten Schäden negieren kann.
Genau das war einer der Grundinhalte des durch Markus Wager gehaltenen Lehrgangs, den Susanne, Thilo und Hannes des Dresdner Karate Teams (DKT) am 25.03.2023 besuchten. Daneben gab es auch die
Möglichkeit einige der Vitalpunkte und ihrer Wirkung kennenzulernen, welche allerdings nicht nur negativ, sondern auch positiv, heilend ausfallen kann. So brachte Markus Wager den Teilnehmenden
des Lehrgangs auch Methoden bei, um einfache Leiden, wie beispielsweise Kopfschmerzen, durch die Aktivierung der Vitalpunkte zu bekämpfen. Hier zeigt sich die große Nähe zur Akkupunktur, einer
Disziplin der traditionellen chinesischen Medizin, deren Lehren ebenfalls auf der „Theorie“ eines Energieflusses durch den menschlichen Körper beruht.
Gegen Ende des Tages wurde dann noch das Thema der Elemente behandelt. Denn laut Markus Wager ist jedem Menschen von Geburt an ein Element zugeordnet, das dessen Charakter bestimmt. Es handelt
sich hierbei aber nicht um ein chemisches Element wie Kupfer oder Sauerstoff, sondern um eines der Elemente Wasser, Feuer, Erde, Metall und Holz.
Diese Einteilung erinnert stark an die Einteilung in Persönlichkeitstypen wie Melancholiker*in, Phlegmatiker*in, Choleriker*in und Sanguiniker*in. Vermutlich ist die Zuordnung eines Menschen zu
einem von fünf Elementen ebenso differenziert, wie die Zuordnung eines Menschen zu einer von vier Persönlichkeiten.
Insgesamt ist die „Theorie“ des Kyusho sehr spirituell und wohl kaum mit einer modernen, empirischen Wissenschaft vereinbar. Wenn man eine „Energie“ oder einen „Energiefluss“ nicht messen kann,
ist und bleibt es eine Hypothese und kann nicht als Erklärungsgrundlage für wahrnehmbare Phänomene dienen, wie man sie bei der Anwendung von Kyusho beobachten kann. An dieser Stelle bietet die
Medizin als „westliche Wissenschaft“ eine gute Erklärungsgrundlage, die auf physiologischen und neurologischen Ansätzen, wie z.B. dem Reizen von Nerven, beruhen.
Unbestreitbar bleibt aber die Funktionalität des Kyushos. Alle drei Teilnehmer des Kyusho-Lehrgangs bei Markus Wager bestätigen die Bereicherung, die das Wissen um
die Vitalpunkte im sportlichen Alltag des Karate bietet und sind weiterhin am Thema interessiert, weswegen sie sich selbstständig weiterbilden wollen.
Beitrag von Hannes Wolf
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